BRK trotzt der Pandemie: „Wir haben immer versucht, Ruhe zu bewahren”
Die Zeiten waren schwierig – daraus macht Otto Josef Langenhan kein Geheimnis. Doch wenn der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands Schwandorf auf die beiden Pandemiejahre blickt, die hinter seinen Kollegen und ihm liegen, versucht er bewusst, die positiven Seiten in den Vordergrund zu stellen. Gerade im Ehrenamt habe Corona die Menschen und Mitarbeiter mehr verbunden als getrennt, meint er.
„Wir haben immer versucht, die Kirche im Dorf zu lassen, Ruhe zu bewahren und nie in Panik zu verfallen“, lautet sein Fazit der zurückliegenden 24 Monate. Mittlerweile hätten sich viele Abläufe eingespielt. „Ich denke, das war ein ganz guter Weg bis hierhin“, sagt Langenhan bescheiden.
Dabei spricht er von einem Weg, der seinem Kreisverband Top-Zahlen bescherte und ihn 2020 im bayernweiten Rot-Kreuz-Ranking auf Platz elf vorstoßen ließ. 35 Millionen Euro Jahresumsatz verantwortete Langenhan mit seinem Team im vergangenen Jahr, dazu 25 Kindertages-Einrichtungen… Kein BRK-Kreisverband im Freistaat betreibt mehr Krippen und Kindergärten. „Auch 2021 konnten wir der Pandemie trotzen. Es war ein erfolgreiches Jahr“, hält er in einer Pressemitteilung fest.
Hier finden Sie auch den Bericht auf der Internetseite unseres BRK-Bezirksverbandes Niederbayern/Oberpfalz.
Landrat und BRK-Kreisvorsitzender Thomas Ebeling betrachtet die Entwicklung mit Stolz. Sie zeige, dass der Kreisverband die Weichen rechtzeitig richtig gestellt habe. „Die Führung und das Team haben in den letzten Jahren kontinuierlich gut gearbeitet“, meint er. „Alle ziehen an einem Strang – und das schlägt sich auch in den Zahlen nieder.“
Bei all dem lastete gerade zu Beginn der Pandemie enorme Verantwortung auf den Schultern der Rot-Kreuz-Beschäftigten – speziell in den Alten- und Pflegeheimen. „Wir haben uns jeden Tag verantwortlich gefühlt für unsere Mitarbeiter, die bis heute an der Front stehen“, sagt Otto Josef Langenhan. Viele Gespräche seien notwendig gewesen in dieser Zeit. „Es hat ein großes Miteinander gebraucht. Man hat sich aufeinander verlassen müssen“, blickt er zurück.
Während der ersten Corona-Welle habe phasenweise Überforderung geherrscht, gibt der Geschäftsführer offen zu. Auch in den drei Altenpflege-Einrichtungen des BRK Schwandorf habe es Erkrankungen gegeben – „wenn auch Gott sei Dank noch beherrschbar“, wie er sagt. „Alles war neu und so noch nie da!“
Doch die Mitarbeiter in den Heimen hätten immer zu den Menschen gestanden und Großartiges geleistet, selbst wenn sie durch das sich ständig wandelnde Pandemie-Geschehen „oft selbst nicht wussten, woran sie waren“ – und auch selbst erkrankt seien.
Thomas Ebeling bescheinigt dem Kreisverband mit seinen 835 hauptamtlichen Mitarbeitern und den rund 6000 ehrenamtlichen Kräften ebenfalls, gut durch die Corona-Zeit gekommen zu sein. Das Rote Kreuz in Schwandorf habe in den vergangenen zwei Jahren eine „gute Visitenkarte“ abgegeben und die Pandemie hervorragend gemanagt. „Man muss wirklich allen Mitarbeitern – im Haupt- wie im Ehrenamt – besonders danken und den Hut ziehen vor den Leistungen, die hier erbracht wurden“, bekräftigt er.
Auch als Leiter der Katastrophenschutzbehörde habe er sich – beispielsweise mit Blick auf die Test-Infrastruktur in der gesamten Region – zu jeder Zeit auf das Rote Kreuz verlassen können. „Das ist absolut professionell und geräuschlos erledigt worden“, betont er und hebt im gleichen Atemzug hervor, dass der gesamte Landkreis die Herausforderungen der jüngeren Vergangenheit gut gemeistert habe.
„Wir haben das deutschland- und bayernweit besser geschafft, als es uns der eine oder andere vielleicht suggerieren möchte“, erklärt er. Die Dinge seien geordnet abgelaufen – mit dem „richtigen Maß“ und einer „Balance zwischen den notwendigen Freiheitsrechten und den nötigen Einschränkungen“.
Die größten Herausforderungen für das Rote Kreuz sieht Ebeling mittel- und langfristig auf dem Pflegemarkt. „Die Fachkräftegewinnung wird uns auf Dauer beschäftigen“, meint er und tritt dafür ein, „gute Zukunftsstrategien“ zu entwickeln. Das BRK sei ein sehr attraktiver Arbeitgeber, bekräftigt Otto Josef Langenhan, der seit 2016 als Kreisgeschäftsführer im Amt ist. „Das müssen wir den Menschen vermitteln.“
Zu dieser Attraktivität zählen für ihn und Ebeling nicht zuletzt moderne Wohnformen im Alter. Der BRK-Kreisverband schafft sie bis zum Sommer für 13 Millionen Euro – es ist die größte Investition in der Geschichte des BRK Schwandorf – beispielsweise mit einem Altenheim-Ersatzneubau in Burglengenfeld. In der Stadt entsteht laut Langenhan ein „innovatives, attraktives Seniorenheim – großzügig gebaut, mit viel natürlichem Licht und einem neuen Wohngruppen-Konzept“.
Das Haus, zu dem eine integrierte Kinderkrippe gehöre, habe schon fast Hotelcharakter und führe weg von den Heimvorstellungen, die Menschen früher im Kopf gehabt hätten. Die Gesellschaft, fordert Langenhan, müsse abkommen davon, das Alter zu verdrängen. „Man kann seinen Lebensabend auch in einer solchen Einrichtung lebenswert verbringen“, meint er. „Ohne die Tristesse und Trübseligkeit, die viele in der Vergangenheit mit diesem Ort in Verbindung gebracht haben.“ Ganz nebenbei sei ein Umfeld wie dieses auch für Arbeitskräfte enorm attraktiv.
Ein Thema, das Thomas Ebeling ähnlich sieht. Der Landrat erkennt vor allem beim Betreuten Wohnen „durchaus noch Potenzial“. Die Region sei zwar in der Altenpflege „gut unterwegs“. Der Trend allerdings gehe eindeutig dahin, im Alter so lang wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Vor diesem Hintergrund mache er auf dem Gebiet des Betreuten Wohnens Bedarf im Landkreis Schwandorf aus.
Und beim BRK? Wo liegen dort die Entwicklungschancen? „Es wird sich noch viel tun im Bereich der Ganztagsbetreuung“, ist Otto Josef Langenhan überzeugt. Der Kreisverband habe sich bis heute auf allen Aufgabenfeldern gut und professionell präsentiert. Aus diesen Erfahrungen heraus erkennt der Kreisgeschäftsführer, der 1982 als Buchhaltungskraft beim BRK in der Großen Kreisstadt begonnen hatte, für das Rote Kreuz Potenziale als Betreuungsträger an offenen Ganztagsschulen. „Ich denke, hier werden wir uns auf absehbare Zeit noch stärker engagieren“, kündigt er an. „Das BRK sollte sich breiter aufstellen.“
Auch sonst will sich Langenhan mit seiner Mannschaft nicht auf den Erfolgen ausruhen und „ganz klar noch besser werden“. Eine seiner Zielrichtungen ist es, die Administration und die IT für das digitale Zeitalter fit zu machen. „Man muss sich mit dem Wachstum und der Gesellschaft mitentwickeln“, sagt er und baut ganz auf den Teamgedanken. „Es ist immer das Kollektiv. Es ist immer die Gemeinschaft, die gute Dinge schafft – es kann nie der Einzelne sein. Und: Wir haben ganz, ganz viele gute Leute.“
Dass es beim Roten Kreuz in Schwandorf Menschen gebe, die bereit seien, diese Entwicklung mitzugehen, die den Willen hätten, sich zu verändern und Dinge anzupacken, stimmt den Kreisgeschäftsführer hoffnungsfroh. „Ein ,Passt schon!' wird aber nicht reichen.“
„Der Schlüssel ist, dass man offen ist für Neues und keine Angst hat vor Veränderung“, sagt er und hält so selbst den Mangel an Pflegekräften für eine lösbare Aufgabe. „Es braucht Innovationen“, betont er. „Wenn wir das einigermaßen hinbekommen, bin ich sehr optimistisch, dass wir unseren Kreisverband in eine gute Zukunft führen.“
Zahlen zum BRK-Kreisverband Schwandorf
Umsatz: Der BRK-Kreisverband Schwandorf kam im Pandemiejahr 2021 auf einen Umsatz von rund 35 Millionen Euro und beschäftigt 830 hauptamtliche Mitarbeiter – davon allein 325 in der Kinder- und Jugendarbeit.
Ehrenamt: Mit 17 Ortsgruppen im Landkreis ist die Wasserwacht nach Angaben von Kreisgeschäftsführer Otto Josef Langenhan „eine der stärksten weit und breit“. Insgesamt kann der Kreisverband auf rund 6000 ehrenamtliche Aktive in 48 Rot-Kreuz-Gemeinschaften bauen.
Rettungsdienst: Eine wichtige Säule neben der ambulanten und der stationären Pflege ist der Rettungsdienst. Im Landkreis Schwandorf betreibt das Rote Kreuz sechs Rettungswachen mit fast 100 hauptamtlichen Mitarbeitern.
Kinder: Eine besondere Entwicklung hat das Schwandorfer BRK in der Kinder- und Jugendarbeit vorzuweisen. Kein anderer Kreisverband unterhält – aktuell sind es 25 Trägerschaften – mehr Kindertageseinrichtungen. Ein wichtiges Projekt war seit 2015 darüber hinaus das ehemalige Krankenhaus in Nabburg. Das BRK hat die Klinik seit damals mit einem Aufwand von mehr als einer Million Euro zu einem Gesundheits- und Betreuungszentrum weiterentwickelt.
Senioreneinrichtungen: Der BRK-Kreisverband ist Träger dreier Senioreneinrichtungen im Landkreis. Dazu zählen die gerade neu gebaute in Burglengenfeld, die Arche Noah in Nabburg und das Haus St. Johannes – ebenfalls in Nabburg. In den Häusern versehen etwa 200 hauptamtliche Mitarbeiter ihren Dienst für die Gesellschaft.